Konzeption
Pädagogisches Selbstverständnis / Zielsetzung
Kinder und Jugendliche, die in einer Einrichtung der freien Kinder- und Jugendhilfe aufgenommen werden, kommen in der Regel mit
- erheblichen psychischen Belastungen (Deprivation, Hospitalismus),
- traumatischen verletzenden Erfahrungen (Gewalt, Ohnmacht),
- Lern- und Entwicklungsdefiziten,
- Verhaltens- und Orientierungsproblemen.
Eine Möglichkeit im Rahmen der Heimdifferenzierung, diesen Kindern und Jugendlichen angemessen helfen zu können, ist ihre Unterbringung in Ersatzfamilien bzw. Erziehungsstellen.
Im Selbstverständnis der MitarbeiterInnen der „Sozialpädagogischen Intensivbetreuung e.V.“ ist dort das vorrangige Ziel
- der erstmalige oder erneute Beziehungsaufbau zu erwachsenen Bezugspersonen in einem verlässlichen, familiären Rahmen.
Darüber hinaus zielt die pädagogische Arbeit auf
- die Absicherung bzw. Wiederherstellung der Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten,
- die Aufarbeitung der psychischen Belastungen und verletzenden Erfahrungen durch therapeutische Hilfen und differenzierte Angebote,
- die Bewältigung der Verhaltens- und Orientierungsprobleme,
- den Erwerb eines angemessenen Schulabschlusses und einer entsprechenden Berufsausbildung,
- die Befähigung zu selbständigem Denken und Handeln, um langfristig ein eigenverantwortliches Leben gestalten zu können.
Sozialpädagogisches Zentrum und Erziehungsstellen / Zielrealisierung
Der Verein „Sozialpädagogische Intensivbetreuung e.V.“ stellt zur Realisierung seines Selbstverständnisses ein Sozialpädagogisches Zentrum sowie Erziehungsstellen zur Verfügung.
Das Sozialpädagogische Zentrum
Die zentralen Aufgaben des sozialpädagogischen Zentrums liegen in der
- Vorbereitung, Begleitung und Fortbildung der Mitarbeiter,
- Einrichtung der Erziehungsstellen,
- Kontaktpflege mit den Belegjugendämtern,
- Elternarbeit,
- Krisenintervention / Notaufnahmen / Inobhutnahme / Clearing,
- Biografiearbeit mit den Kindern / Jugendlichen
- Verwaltung und Organisation.
Vorbereitung, Begleitung und Fortbildung
Die Vorbereitung erfolgt in Kleingruppen von vier bis sechs MitarbeiterInnen, die einmal wöchentlich zusammenkommen. Inhaltliche Schwerpunkte der Vorbereitung sind psychologische und pädagogische Fachbeiträge zur Integration und Sozialisation von Kindern in Ersatzfamilien unter besonderer Berücksichtigung des Beziehungs- und Bindungsaufbaus:
- die Problematik der „doppelten Elternschaft“,
- die Professionalität des Erziehungsauftrages,
- die „Glashaussituation“ der MitarbeiterInnen in den Erziehungsstellen,
- die rechtlichen Grundlagen der Fremdunterbringung
- die Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit mit allen an den Kindern und Jugendlichen interessierten Dritten und Institutionen.
Die Begleitung der MitarbeiterInnen in den Erziehungsstellen besteht zunächst einmal in den Beratungsgesprächen. Inhaltliche Schwerpunkte der Beratungsgespräche sind
- die Reflexion der Beobachtungen und Erfahrungen an und mit den Kindern und Jugendlichen,
- die Diskussion aktueller Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten,
- Prophylaxe und Krisenintervention,
- die Veränderung des Beziehungsgefüges in den Erziehungsstellen,
- die Initiierung therapeutischer Maßnahmen,
- die Erarbeitung von Entwicklungsberichten und Erziehungsplänen,
- die Kontakte mit der Ursprungsfamilie.
Die MitarbeiterInnen des Sozialpädagogischen Zentrums stehen darüber hinaus für Einzelgespräche, Kriseninterventionen und Clearingprozesse, zur Begleitung therapeutischer Maßnahmen und Besuche der Herkunftseltern zur Verfügung.
Mitarbeiterfortbildungen werden initiiert und / oder regelmäßig besucht.
Erziehungsstellen
In den Erziehungsstellen sind pädagogisch qualifizierte MitarbeiterInnen tätig. Es werden pro Erziehungsstelle ein bis zwei Plätze zur Verfügung gestellt. Die Erziehungsstellen sind in der Stadt Lingen, im Landkreis Emsland sowie in Nachbarstädten und -orten Lingens eingerichtet.
Eine Besonderheit bietet die Projektstelle „Müllerhaus“ in Lengerich/Emsland. Hier wird jungen Menschen, denen die klassische Erziehungsstelle zu eng und eine herkömmliche Jugendwohngruppe zu groß ist, die Möglichkeit gegeben, sich dennoch in familienähnlichen Strukturen zu entwickeln. Zudem wird dort jungen Erwachsenen die Möglichkeit gegeben, sich begleitet auf die Selbständigkeit vorzubereiten.
Kontaktpflege mit den Jugendämtern
Die Kontaktaufnahme und -pflege mit den MitarbeiterInnen der Jugendämter findet im Sozialpädagogischen Zentrum statt. Nach gemeinsamer Absprache erfolgt die Unterbringung des Kindes oder des Jugendlichen in einer Erziehungsstelle. Ebenfalls in Absprache erfolgt die Initiierung, Häufigkeit und Form der Elternarbeit.
Elternarbeit
Der Verein „Sozialpädagogische Intensivbetreuung e.V.“ legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Elternarbeit. Sie findet grundsätzlich im Sozialpädagogischen Zentrum statt, um die Erziehungsstellen vor belastenden Kontakten freizuhalten und als geschützten Raum zu bewahren.
Elternarbeit ist unumgänglich im Hinblick auf die
- Identitätsfindung,
- Aufarbeitung und Bewältigung der Vorgeschichte,
- Entwicklung langfristiger Perspektiven des Kindes oder des Jugendlichen.
Parallel dazu ist es notwendig, den Herkunftseltern ein authentisches Interesse an Ihrem Kind zuzugestehen, was eine Teilhabe an deren weiterer Entwicklung erforderlich macht.
Damit ist nicht ausgeschlossen, dass im Einzelfall bewusst auf Elternarbeit verzichtet wird.
Es gilt der Grundsatz:
So viel Schutz und Abgrenzung wie nötig, so viel Offenheit und faire
Auseinandersetzung wie möglich!
Wie im Einzelfall verfahren wird, entscheidet sich über die Problematik des einzelnen Kindes oder Jugendlichen und seiner Herkunftsfamilie.
Krisenintervention / Notaufnahme / Inobhutnahme / Clearing
Der Verein stellt zur Krisenintervention Plätze zur Verfügung. Diese können in Anspruch genommen werden
- um die Frage nach der angemessenen Unterbringung eines Kindes oder
Jugendlichen zu klären, - bei Krisen in Ursprungsfamilien, wenn MitarbeiterInnen der Jugendämter unmittelbar eingreifen müssen,
- im denkbaren Fall eines Abbruchs der Unterbringung in einer Erziehungsstelle.
Diese Krisenplätze stehen im Sozialpädagogischen Zentrum sowie in darauf spezialisierten Erziehungsstellen zur Verfügung.
Verwaltung und Organisation
Die Verwaltung und Organisation des Vereins werden im Sozialpädagogischen Zentrum abgewickelt.
Personelle und räumliche Erfordernisse
Der Verein „Sozialpädagogische Intensivbetreuung e.V.“ stellt MitarbeiterInnen für
- Vorbereitung, Beratung und Fortbildung
- Erziehung und Sozialisation,
- Therapieangebote,
- Hauswirtschaft und
- Verwaltung.
Der Verein stellt Räumlichkeiten für
- Fortbildung und Beratung,
- Kontaktgespräche,
- Erziehungsstellen,
- Elternarbeit und
- Verwaltung.
Die MitarbeiterInnen des Sozialpädagogischen Zentrums haben Erfahrung mit dieser Form der Heimerziehung. Sie bemühen sich um eine ständige Weiterentwicklung dieser Konzeption, um auf die gesellschaftlichen Veränderungen und die daraus resultierenden Probleme für Kinder und Jugendliche angemessen reagieren zu können.
Daten und Fakten
Der Verein „Sozialpädagogische Intensivbetreuung e.V.“ arbeitet seit 1992 als dezentralisierte Einrichtung der freien Kinder- und Jugendhilfe. Die engagierten Mitglieder unterstützen und beraten die MitarbeiterInnen. Seit ihrer Gründung hat die Einrichtung mehr als 50 Kinder und Jugendliche betreut.
AKTUELLE STELLENANGEBOTE
Wir suchen in Lingen/Ems und im gesamten Emsland
- ErzieherInnen
- SozialpädagogInnen
- HeilpädagogInnen
- Heilerziehungspfleger- Innen
die gemäß § 34 SGB VIII ein Kind mit dauerhafter Perspektive in ihrer Familie aufnehmen möchten.
Wir bieten
- eine fundierte Vorbereitung
- Begleitung und Beratung während der Unterbringung
- fachspezifische Fort- und Weiterbildungen
- Entlastungsmöglichkeiten, wie Ferienzeiten für das aufgenommene Kind
- einen Angestelltenvertrag
- eine betriebliche Altersvorsorge
- einen Arbeitsplatz in Ihrem Zuhause
SIB - Sozialpädagogische Intensivbetreuung e.V.
Renate Kaß
Miquelstraße 19
49808 Lingen (Ems)
Telefon: 0591 59040